Maly Trostinec
war ein Zwangsarbeitslager in Belarus und zugleich die größte nationalsozialistische Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Im April 1942 übernahmen die Deutschen eine ehemalige Kolchose etwa zwölf Kilometer südöstlich von Minsk. Die Kolchose wurde zu einem Landgut mit Arbeitslager ausgebaut, während der nahegelegene Wald von Blagowschtschina als Erschießungsort genutzt wurde. Zwischen 1942 und 1944 wurden in Maly Trostinez bis zu 60.000 Menschen ermordet: vor allem Juden, aber auch sowjetische Kriegsgefangene und mutmaßliche Partisanen.
Die Opfer wurden zumeist im nahegelegenen Wald von Blagowschtschina und ab 1943 im Wald von Schaschkowka erschossen oder in Gaswagen ermordet, ohne zuvor im Lager Maly Trostinec interniert gewesen zu sein. Der Massenmord sollte ab Oktober 1943 im Rahmen der Aktion 1005 vertuscht werden, indem jüdische Häftlingskommandos die Massengräber exhumieren und die Leichen auf Scheiterhaufen verbrennen mussten. Die letzten Morde fanden Ende Juni 1944 statt, als die Deutschen die verbliebenen Zwangsarbeiter des Gutshofes sowie mehrere Tausend Häftlinge aus Minsker Gefängnissen erschossen. Die insgesamt 6500 Leichen wurden in einer Scheune aufgestapelt, die anschließend angezündet und niedergebrannt wurde.
Trotz der Bedeutung des Ortes war Maly Trostinec lange Zeit vergessen, nur wenige Denkmäler aus sowjetischer Zeit erinnerten an die Opfer. Seit 2015 erhält Maly Trostinec größere Aufmerksamkeit und das ehemalige Lagergelände wird auf Initiative des belarussischen Staates zum offiziellen Erinnerungsort aufwendig umgestaltet.